deutsche am strand

Vor der Hütte saßen Männer an einem Plastiktisch. Sie hatten überall schwarz-graue Haare, auch auf dem Rücken und auf den Schultern. Ein großer dünner Junge, älter als ich, brachte Hühnchen und Fritten raus. Einer der Männer stand auf und ging zur nächsten Pinie, zog sich die Badehose runter und pinkelte an den Baum. Der Junge sagte was, und die Männer brüllten vor Lachen.

Erst kam ich nicht vorbei. Einer hielt mich auf und fragte mich was und lachte über mich. Ein anderer ging mir durch die Haare und fasste mir an die Nase. Dann ließen sie mich durch.

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alles mit nach oben

Der Älteste fängt an, Leute auf Seite zu bitten. Etwas älter als ich, mir fällt der Name nicht ein. Die Leute denken, da drängt sich einer durch, und bleiben stehen. Er ist ziemlich klein und läuft in die Schultern und Oberarme rein. Jetzt kommt auch die Frau, also die Witwe, auf die Tochter gestützt. Die sind noch mal kleiner. Aber sie weint und schnieft und redet so laut, dass die Leute sich umdrehen und dann auf einmal viel zu viel Platz machen. Der Älteste legt allen die Hand an den Arm, als wollte er sie wieder zusammenziehen, sich doch lieber nah an ihnen vorbeidrücken als so durch das Spalier.

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das rote auto

Rechts vom roten Auto hockt eine Frau an einem roten Kinderwagen. Ihr Rücken ist gerade, die Sohlen stehen ganz auf dem Boden. Sie zeigt mit dem Finger auf den Fotografen, der Arm ist durchgestreckt. Die Haare sind hellblond, fast weiß, und leuchten im Sonnenlicht. Dass sie sich mit der zeigenden Hand das Gesicht verdeckt, ist kein Zufall. Sie tut so, als würde sie dem Kind den Fotografen zeigen, aber das Kind schaut ganz woanders hin. In Wahrheit will sie nur nicht geknipst werden. Sie hasst es, aber sie sagt nichts. Sie duckt sich weg und macht allen was vor. Sie verschanzt sich mit dem Kind hinter der eigenen Hand.

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wiener platz

Wie die meisten Nächte zu der Zeit lag ich auf dem Futon und konnte nicht schlafen. Ich hatte irgendwo Gras her, und das Radio lief. Die Nachttischlampe war gegen die Wand gerichtet. Einen Nachttisch hatte ich nicht, die Lampe stand auf dem Boden, neben dem Futon, der auch nur auf dem Boden lag, auf dem blauen Teppichboden. Draußen auf dem Platz fing einer an zu brüllen.

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kotze funghi

Der kleine Patrick durfte nicht mit zum Strand. Scheißerei. Jetzt sitzt er bei uns im Küchenzelt. Behindert in dem Sinne ist er nicht, aber auch nicht so richtig da. Zu klein für sein Alter, aber nicht kleinwüchsig. Löst den ganzen Tag Sudokus, aber weiß nicht, wie die Monate heißen. Kein Fisch, kein Fleisch, der Junge. Dazu die dicken Lippen, und immer quillt der Speichel durch die schiefen Zähne.

»Was gibt’s denn heute Abend zu fressen?«, fragt er.

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am ende fehlen vier minuten

Nur noch um die nächste Ecke, dann muss ich zurück; sieben nach fährt der Bus. Was sagt die Uhr? Zwölf Minuten. Was für ein Gesicht – die muss ich unbedingt kriegen. Hier in eins der Häuser ist die nicht, das hätt ich gesehen. Okay, weiter. Elf Minuten. Das geht schon, dann renn ich halt zurück. Die muss hier lang sein!

Da vorne, die Kreuzung, da hab ich mehr Überblick. Die Bahn sieht aus wie nach der Wende im Osten geklaut. Die Türen kannst du mit dem kleinen Finger – da vorne! Das blaue Kleid. Ich wusste es. So, und jetzt schön warten bei Rot. Schön warten, bis ich da bin.

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polnischer abgang

Barbara am Strand, den Rücken zu mir, den Hintern ausgestellt, die Hände auf den Hüften, den Blick in Richtung Sonnenuntergang. Trotzend, aber still. Eine dunkle Fläche, hinter der die Sonne hervorstrahlt. Ich sehe nur, dass ihr auf der linken Backe der Stoff verrutscht ist. Da klebt der Sand auf der Haut, der auch beim Duschen nie ganz weggeht, und der mir nachher zwischen den Zähnen knirscht.

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wo bleibt denn nur jean-claude

Am Nachmittag fing es wieder an zu regnen. Ich hatte das Glück, einen Zeltplatz zu finden, weit vom nächsten Ort, ganz zu schweigen von meinem Tagesziel. Kein Mensch zu sehen, das Haus am Eingang schien unbewohnt, aber das Tor stand offen. Der ganze Platz bestand aus einer Wiese und vier verrammelten Blockhütten. Im Waschhaus gab es ausschließlich Behindertentoiletten; in den riesigen Duschkabinen sammelte sich das Laub. Ich baute mein Zelt auf, stellte den Gaskocher mitten rein und setzte mich nackt vor die Flamme. Später ging ich auch nackt durch den Regen zur Dusche.

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