am ende fehlen vier minuten

Nur noch um die nächste Ecke, dann muss ich zurück; sieben nach fährt der Bus. Was sagt die Uhr? Zwölf Minuten. Was für ein Gesicht – die muss ich unbedingt kriegen. Hier in eins der Häuser ist die nicht, das hätt ich gesehen. Okay, weiter. Elf Minuten. Das geht schon, dann renn ich halt zurück. Die muss hier lang sein!

Warum gibt’s hier so viele neue Autos, die Gegend sieht zum Kotzen aus. Vielleicht ist das der Trick: außen pfui, innen hui? Dachte immer umgekehrt. Obwohl, vielleicht sind nur die Autos neu, und die Häuser am verrotten?

Da vorne, die Kreuzung, da hab ich mehr Überblick. Die Bahn sieht aus wie nach der Wende im Osten geklaut. Die Türen kannst du mit dem kleinen Finger – da vorne! Das blaue Kleid. Ich wusste es. So, und jetzt schön warten bei Rot. Schön warten, bis ich da bin. Wer hält denn da? Bestimmt der Freund. Auch so’n neues Auto, wo haben die nur das Geld her? Nein, nicht einsteigen da.

»Hello. HELLO!« Ja sind die denn taub? »Wait. I’m a photographer.«

Das darf doch nicht wahr sein, die paar Meter! Ja, guck blöd, Opa, du warst nicht gemeint.

»Taxi.« Ach super, der kann mich danach wieder zum Bus fahren. Zehn Minuten. »Hi. Please follow that car. Ha! I’ve always wanted to say that.«

Komm lass gehen, die hauen uns ab. Ach so, im Voraus, klar. Hier, die Hunderter, die krieg ich vor dem Flug eh nicht mehr los. Ja, da geht’s auf einmal. Ich müsste Geld kriegen, bei deinem Gestank. Wie der fährt, mir ist schlecht. Mein Gott, ist das hässlich hier. Ruhig mehr Bomben drauf, aber erst, wenn ich weg bin. Neun Minuten. Schaff ich. Wieso halten wir denn jetzt? Ach so, das Christenviertel. Och Leute, warum denn immer so schwierig? Obwohl, warte mal, die haben da hinten auch gehalten. Sie steigt aus, seh ich das richtig? Okay, jetzt schnell. Acht Minuten.

»Can you wait? Just a few minutes.«

Ich lass den Koffer hier.

»Excuse me! HELLO!« Ich glaub bald echt, die ist taub. Der Freund im Auto hat mich gesehen. Soll ich den einfach fragen? Ich geh erst mal hier in die Gasse. Das stinkt vielleicht, wie kann man nur so leben? Nach Fisch und Scheiße. Wo geht’s denn jetzt weiter? Die nächste links wär gut, hier durch das Gatter. Wenigstens kann ich mal was sehen. Da hinten vor dem Laden, vielleicht krieg ich sie rangezoomt? Nein, das bringt’s nicht. Ich würd so gern mal abbiegen.

Glocken?! Wo kommt das denn jetzt her? Bin ich schon so weit gelaufen? Neun Uhr, also sieben Minuten. Da geht’s endlich rum. Wie die mich angucken alle. Die dicken Mamas. Stinken gegen den Wind. Paar Straßen weiter alles neue Autos, und ihr stapft hier durch die Kloake. Aber wenn’s wieder brennt, schön die Kinder in die Kamera halten.

Es hat keinen Zweck, ich muss zurück zum Taxi. Ach scheiße Mensch, so kurz vorm Ziel. Sechs Minuten. Ich würd ja mit’m Taxi bis zur Grenze, scheiß auf den Gestank. Aber das macht der nicht, niemals, das Risiko geht der nicht ein. Ich Arschloch, warum bin ich nicht gestern schon raus, mit den Franzosen?

Ist das der Typ hinter mir, der Freund? Wie kommen die bloß an die neuen Autos? Läuft der mir nach? Wo ist sie denn jetzt hin? Und die Kirche. Da war doch so was wie ne Piazza, ich hab Tassen klappern hören.

Fünf Minuten. Vielleicht kann ich den Bus mit dem Taxi einholen. Ob der noch mal die Tür aufmacht? Ich glaub, das ist der hinter mir. Komm, ich frag den einfach, wo sie hin ist. Wieso hab ich denn jetzt so ne Angst? Ist doch alles gut. Ich bring deine Freundin groß raus. Oder die Schwester, was weiß ich. So, hier noch mal um die Ecke.

Na endlich! Mein Gott, bist du schön.

»Hello. I’m sorry. Do you speak English?«

Komm, jetzt lächel doch mal. Macht der Typ mir da den Weg zu? Wo hab ich denn das Bargeld hin?

»Can I take your picture? I’m a photographer. From Germany.«

Jetzt guck mich halt nicht so an. Der Bus macht bestimmt noch mal auf. Warum sagt sie denn nichts? Der Typ hat ’n Messer. Ich mach das jetzt einfach. Sonst geb ich ihm halt die Handys, die Uhr... Ich glaub ich nehm ihn mit drauf: die Schöne und das Biest. Hoffentlich wartet das Taxi. Vier Minuten.